Folge 2 - Vaskuläre Demenz
Vaskuläre Demenz betrifft rund 15 % aller demenzerkrankten Menschen in der Schweiz. Sie hat physiologisch eine andere Ursache als die Alzheimer-Demenz. In dieser Folge schauen sich Judith Kronbach und Verena Bosshard dieVaskuläre Demenz genauer an.
Auch stehen andere Symptome im Vordergrund wie etwa die Verlangsamung. Das erklärt in dieser Folge die Geriaterin Katharina Morf. Sie plädiert im Fachgespräch mit Judith Kronbach auch an das Umfeld für mehr Geduld im Umgang mit demenzerkrankten Menschen.
„Unsere Umwelt ist generell ungeduldig mit der Langsamkeit, aber wenn wir es schaffen, wieder mehr Langsamkeit auszustrahlen, dann haben alle gewonnen.”“
Und Verena Bosshard erzählt passend zur Thematik eine kurze Geschichte von Frau Gloor, die von ihrer Tochter zum Hausarzt begleitet wird. Ihre Mutter hat sich in letzter Zeit stark verändert. Die Tochter ist ratlos.
Demenz verändert Beziehungen und Rollen
Demenz ist nicht nur eine medizinische Erkrankung, sondern auch eine tiefgreifende Herausforderung für die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Rollen, die Menschen in ihrem Leben einnehmen. Die Auswirkungen von Demenz, insbesondere der vaskulären Demenz, zeigen sich nicht nur in den kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen, sondern auch in der Dynamik innerhalb der Familie und im sozialen Umfeld.
Im Podcast wird die Geschichte von Frau Glor und ihrer Tochter Frau Gerber erzählt, die exemplarisch für viele ähnliche Situationen steht. Frau Gerber bemerkt, dass sich das Verhalten ihrer Mutter nach dem Tod ihres Vaters verändert hat. Die zunehmende Vergesslichkeit und die Unfähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, führen zu einer Umkehr der traditionellen Rollen. Wo früher die Mutter die Verantwortung für den Haushalt und die Familie trug, muss nun die Tochter in die Rolle der Pflegerin und Unterstützerin schlüpfen. Diese Umstellung ist emotional belastend und führt zu einem Gefühl der Hilflosigkeit und Scham.
Mutter-Tochter-Beziehung auf der Probe
Die Beziehung zwischen Frau Gerber und ihrer Mutter wird durch die Demenz auf eine harte Probe gestellt. Die Tochter fühlt sich überfordert und verzweifelt, während die Mutter in ihrer eigenen Welt gefangen ist und die Veränderungen in ihrem Leben nicht vollständig wahrnimmt. Diese Rollenumkehr kann zu Konflikten führen, da die Tochter nicht nur die Verantwortung für die Pflege ihrer Mutter übernehmen muss, sondern auch mit den emotionalen Folgen des Verlusts ihres Vaters und der plötzlichen Veränderungen in der Beziehung zu ihrer Mutter umgehen muss.
Eine Frage der Würde
Ein weiterer Aspekt, der im Podcast angesprochen wird, ist die Würde der Betroffenen. Die Diskussion über die Würde von Menschen mit Demenz, insbesondere in Pflegeeinrichtungen, zeigt, wie wichtig es ist, die menschliche Integrität zu wahren. Frau Gerber sieht ihre Mutter in einem unpfleglichen Zustand und empfindet Scham, was die Beziehung zwischen den beiden weiter belastet. Die Herausforderungen, die mit der Pflege von Menschen mit Demenz verbunden sind, können dazu führen, dass Angehörige sich überfordert fühlen und ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Demenz nicht nur die kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen beeinträchtigt, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Beziehungen und Rollen innerhalb der Familie hat. Die Umkehr von Verantwortlichkeiten, die emotionale Belastung und die Herausforderungen, die mit der Wahrung der Würde der Betroffenen verbunden sind, erfordern ein hohes Mass an Verständnis, Empathie und Unterstützung für alle Beteiligten.