Folge 3: Frontotemporale Demenz
Die dritthäufigste Demenzform ist mit viel Scham behaftet und die Geschichten der Betroffenen vergisst man nicht so schnell wieder. Verhaltensauffälligkeiten gehören bei der Frontotemporalen Demenz (FTP) – einer Störung im Stirn - und Schläfenlappen – zu den Hauptsymptomen.
Judith Kronbach unterhält sich mit Geriaterin Dr. Irene Bopp. Frau Bopp erklärt im Fachgespräch nicht nur die Ursachen der Frontotemporalen Demenz, sondern erzählt auch eindrückliche Erlebnisse mit ihren Patientinnen und Patienten aus ihrer langjährigen Praxiserfahrung.
„Wir standen vor der schwierigen Aufgabe, was machen wir mit einem zehnfachen Verwaltungsrat, der nicht mehr richtig entscheiden kann. Äusserlich hatter er immer noch super funktioniert.“
Schauspielerin Verena Bosshard schildert in der Geschichte der dritten Folge Auswirkungen der FTP: Vera Kroll vertilgt hemmungslos Sandwiches, anstatt um ihre soeben verstorbene Katze zu trauern.
Emotionale Veränderungen bei Demenzbetroffenen
Demenz ist eine komplexe Erkrankung, die nicht nur das Gedächtnis und die kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen beeinträchtigt, sondern auch tiefgreifende emotionale Veränderungen mit sich bringen kann. Insbesondere bei der frontotemporalen Demenz, die in der dritten Folge des Schweizer Demenz-Podcasts „Chopfsach“ thematisiert wird, sind diese emotionalen Veränderungen besonders ausgeprägt und können sowohl die Betroffenen als auch ihre Angehörigen vor grosse Herausforderungen stellen.
Die frontotemporale Demenz tritt häufig zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf und zeigt sich vor allem durch Veränderungen in der Persönlichkeit und im emotionalen Verhalten. Betroffene können gefühllos werden, was zu Verhaltensauffälligkeiten führt, die für das soziale Umfeld schwer verständlich sind. In der Podcastfolge wird ein Beispiel aus einem Theaterstück präsentiert, in dem die Charaktere mit der Trauer um ein verstorbenes Haustier konfrontiert sind. Die Reaktion von Vera, die scheinbar abwesend und gleichgültig auf die Nachricht des Todes ihres Katers reagiert, verdeutlicht, wie stark die emotionale Wahrnehmung bei Demenzkranken beeinträchtigt sein kann. Solche Reaktionen können für Angehörige schockierend sein, da sie das Gefühl haben, die geliebte Person sei nicht mehr die, die sie einmal waren.
Neue Realität
Die Angehörigen müssen lernen, mit der neuen Realität umzugehen, in der die gewohnten emotionalen Reaktionen nicht mehr vorhanden sind. Oft führt dies zu einem Gefühl der Hilflosigkeit und Trauer, da sie die Person, die sie kannten, verlieren. Im Podcast wird betont, dass Angehörige oft Unterstützung benötigen, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Die Diagnose einer Demenz ist häufig schwierig, da die Symptome, wie emotionale Abwesenheit oder Verhaltensänderungen, auch bei anderen psychischen Erkrankungen auftreten können.
Die emotionale Distanz, die bei der frontotemporalen Demenz auftritt, kann auch zu Missverständnissen in zwischenmenschlichen Beziehungen führen. Angehörige fragen sich oft, ob die Betroffenen ihre Gefühle tatsächlich nicht mehr empfinden oder ob sie einfach nicht in der Lage sind, diese auszudrücken. Dies kann zu Frustration und einem Gefühl der Isolation führen, sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Familienmitglieder.
Unterstützung ist nötig
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die emotionalen Veränderungen bei Demenzbetroffenen, insbesondere bei der frontotemporalen Demenz, vielschichtig und herausfordernd sind. Es ist wichtig, sowohl die Betroffenen als auch die Angehörigen zu unterstützen und aufzuklären, um die Angst vor der Erkrankung zu mindern und ein besseres Verständnis für die emotionale Realität der Demenz zu schaffen. Der Podcast „Chopfsach“ leistet hierbei einen wertvollen Beitrag, indem er verschiedene Aspekte der Demenz beleuchtet und Geschichten teilt, die die Erfahrungen von Betroffenen und deren Familien widerspiegeln.
Link zu Angehörigen-Gruppen
https://www.alzheimer-schweiz.ch/de/zuerich/angebote/beitrag/angehoerigengruppen-10